Freitag, 21. Februar 2014

St. Martin, Zigeunerschnitzel und Grüß Gott


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Unter diesem Titel erschien im letzten Jahr ein Blog von Jascha Huschauer, der ebenso eloquent wie stringent einige Tatsachen zurecht rückte, die in der allgemeinen Diskussion untergegangen sind. Für jeden, der um Aufklärung bemüht ist ein wahrer Segen, denn hier wurde belegt, worum es bei den Gerüchten eigentlich ging. Der Blog ist leider verschwunden, was die Wahrheit aber nicht weniger wahr macht.


Da es illegal wäre den Artikel ohne die Zustimmung des Authors einfach zu kopieren bin ich leider gezwungen diesen zu Rekonstruieren um wenigstens die Details zu retten. Joscha beginnt seinen Artikel mit einer sehr schönen Einleitung und die zu zietieren ist jedenfalls nicht verboten:
Wenn jemand seinen Satz mit “Ich bin ja kein Rassist, aber…” beginnt, weiß man sicher: Jetzt folgt eine rassistische Aussage. Wie leicht unsere Mitbürger sich zu solchen Aussagen hinreißen lassen konnte man jüngst beobachten, als die Nachricht von der angeblichen Umbenennung eines Martinsfestes die Runde machte.
Diese Nachricht stammt aus der "Taunus Zeitung", die unter dem Titel "Mond und Sterne statt St. Martin" berichtete, die KiTa Leimenkaut in Bad Homburg habe ihr Martinsfest umbenannt:
„Keine große Sache“, versichert Stadtsprecher Andreas Möring. Einen religiösen Hintergrund habe die Umbenennung nicht. Das nehmen etliche Eltern der Einrichtung gänzlich anders wahr. Denn ihnen wurde gesagt, dass man das Fest umbenannt habe, um niemanden - sprich Kinder und Eltern anderer Kulturkreise - zu diskriminieren.

Wie üblich sind diese "Eltern" natürlich nicht bereit sich namentlich erwähnen zu lassen. Mit einer kurzen Recherche (die Dankenswerterweise unser Joscha durchgeführt hat) findet man bei der Stadt eine sehr einfach Erklärung:

Der Name „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“ ist in der Kindertagesstätte gebräuchlich, aber keineswegs offiziell. Der Anlass ist allerdings ganz trivial: Er geht zurück auf ein vergangenes Martinsfest, bei dem eine Suppe mit Sonnen, Monden und Sternen als Einlage ausgegeben worden war. Die Bezeichnung verselbstständigte sich in der Kita und wird bis heute von Eltern benutzt, darunter zahlreiche, die die Vorgeschichte nicht kennen, weil ihre eigenen Kinder erst später in die Kita aufgenommen worden sind.
Jeder von uns kennt solche Beispiele, wie sich solche Beinamen verselbständigen und verbreiten. Und schwupps machen Gerüchteverbreiter daraus einen "Beschluss" einer Einrichtung, weil das passt ja in das Bild vom voreilig handelnden "Gutmenschen", der in solchen Einrichtungen besonders gerne verortet wird.
Die Stadt kommentiert das in ihrer  Pressemeldung wie folgt:
Die Kindertagesstätte Leimenkaut wird auch weiter St. Martin feiern – und wenn jemand das als „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“ bezeichnen möchte, darf er das auch weiterhin tun.
Damit könnte der Spuk ein schnelles Ende finden und alles ist geklärt. Aber Nein, das passt einer gewissen Richtung so schön ins "Bild", das muss man verbreiten - wenn auch um den Preis die Wahrheit, die ganze Wahrheit ein bisschen kräftig zu beugen. Im Springer Verlag (BILD, Welt) wird sogar dasselbe Bild verwendet um genau die erste Hälfte der Geschichte zu erzählen. Unsere ganz besonderen Freunde von "Politically Incorrect" sind natürlich vorne mit dabei und bezweifeln die Erklärung der Stadt. In einem weiteren Bericht spielt man die eigene Beteiligung herunter und freut sich offensichtlich über das angerichtete Chaos.

Was jetzt auf Facebook folgt, das muss ich nicht wiederholen,oder?
Natürlich gibt es auch immer jemanden, der das Feuer von der anderen Seite anfacht:
...Vorstoß des NRW-Landesvorsitzenden der Linkspartei Rüdiger Sagel. Der fühlte sich nach den ersten Berichten und dem heraufziehenden Shitstorm gegenüber Muslimen offenbar aufgefordert deren Rechte zu vertreten. Sagel, dessen Partei in NRW seit der letzten Landtagswahl nichts mehr zu sagen hat, forderte: St. Martin soll in allen Kindertagesstätten in NRW in “Sonne-Mond-und-Sterne-Fest” umbenannt werden. 
So der Originalton des Original Blogs. Das sowohl alle Landtagsfraktionen der LINKEN den Blödsinn ablehnen, als auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman A. Mazyek, sich dazu äußert, dass er mit dem Martinsumzug überhaupt kein Problem sieht, interessiert schon gar Niemand mehr. Die Debatte wird jetzt ohne die ins Spiel gebrachten Beteiligten ohne und über sie weiter geführt.

Ein Konzept, das offensichtlich Methode hat. Weitere Beispiele?

Die Zigeunersoße

Immer wieder gerne verbreitet wird das angebliche Verbot der Bezeichnung "Zigeuner Soße". Tatsächlich gibt es ein solches Verbot nicht. Tatsächlich hat ein Hannoveraner Verein für Sinti und Roma mehrere Hersteller brieflich gebeten von dieser Bezeichnung Abstand zu nehmen.
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma hat daraufhin erklärt: “Ich wünsche mir, dass man sich um Dringenderes kümmert als um diese Frage. [...] Wenn man Kritikfähigkeit entwickelt, kann man diesen Umgang mit Sprache tatsächlich erreichen. Deshalb haben wir auch niemals ein Verbot der Bezeichnung “Zigeuner” gefordert. Das wäre widersinnig.”
Das klingt schon ganz anders. Wenn ein lokaler Verein eine seltsame Idee hat, dann ist das noch weit weg von einem Verbot und schon gar wenn deren Zentralverband die Idee noch nicht einmal unterstützt. Aber nein, von einer gewissen Seite macht man daraus ein "Die wollen uns verbieten..." und kehrt dann gleich mal nicht nur alle Sinti und Roma in die Ecke, sondern natürlich sämtliche als "Kulturverräter" bekannten Elemente wie Linke, Grüne, Schwule - eben alle die was anderes wollen.
Aber weiter geht's:

Berlin schafft Weihnachten ab

Immer wieder gern genommen: In Berlin wurde angeblich Weihnachten abgeschafft und ein Weihnachtsmarkt in Kreuzberg verboten worden. Selbstverständlich von einer GRÜNEN Bezirksbürgermeisterin. Dass im selben Atemzug auch ein Ramadan-Fest angeblich verboten wurde passt nicht so richtig ins Konzept, das wird dann im Gerücht gerne verschwiegen. Tatsache ist aber, dass keines der Feste wegen seines religiösen Hintergrundes verboten wurde.


So. Und als ich so weit war habe ich einen gefunden, der dasselbe sogar mit der Genehmigung des Autors gemacht hat. Nämlich bei den Stadtpiraten Offenbach. Und deshalb stelle ich meine Rekonstruktion hier ein und verweise da hin.


Info

Leider ist der Blog nudw.de, auf dem Jascha Huschauer schrieb kurze Zeit später wieder verschwunden. Da ich das für wichtig halte habe ich mich darum bemüht den Inhalt zu rekonstruieren ( was Dank Archive.com relativ einfach ist) und den Autor zu erreichen und um Genehmigung zu bitten. Leider konnte ich ihn nicht erreichen. Alles was ich über den Mann weiß, ist dass er wohl noch sehr jung ist und wohl inzwischen studiert. Ich wünsche ihm viel Glück dabei und viel Erfolg.  Und falls er das liest sollte er sich ruhig mal melden, ich  gebe gerne ein paar Tipps wie man eine Webseite am laufen hält - Für den Inhalt würde ich sogar eine sponsorn.

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