Freitag, 25. Februar 2011

Argumentieren, aber richtig!

Ein Blogger namens Rincewind hat auf esowatch einige Thesen aufgestellt,die sich mit der Glaubwürdigkeit von Thesen der Homöopathie auseinandersetzen. Ich möchte das mal ganz allgemein für die Glaubwürdigkeit jedweder Behauptung aufarbeiten. Dabei übernehme ich die Themenbereiche von Rincewind.


Die Metasicht
Wenn wir vor dem Problem stehen, zu etwas Stellung beziehen zu müssen, zu dem es widersprüchliche Ansichten gibt und einem spezielles Fachwissen fehlt, kann eine “Metabetrachtung” hilfreich sein, indem man als erstes, ohne groß in Details zu gehen, sehr allgemeine Überlegungen anstellt.
 Schöner kann ich es auch nicht formulieren. Also packen wir es an:

Verbreitung

Eine These, die eine hohe Verbreitung hat, gehört sicherlich zu den Erwägenswerten, da sich mit hoher Wahrscheinlichkeit schon eine Menge Leute darüber den Kopf zerbrochen haben. Es dürfte einfach sein die wesentlichen Thesen und Gegenthesen herauszufinden. Das kann allerdings auch schnell zu einem hohen Aufwand führen. Man versuche allein einmal die diversen Verschwörungstheoretischen Behauptungen zu 9/11 im Internet zu verfolgen und einigen Fakten auf den Grund zu gehen. Das ist selbst wieder eine Forschungsaufgabe. Und natürlich ist das Ergebnis dieser Betrachtung selbst ein Indiz, kein Beweis.


Historie
bestimmte Behauptungen tauchen über die Zeit immer wieder mal in neuem Gewand auf und so ist es wie in vielen anderen Fällen auch interessant den Verlauf einer Geschichte zu kennen. Wie sich das im Laufe der Zeit verändert hat und was zu verschiedenen Zeiten dazu gesagt wurde.

Widersprüche zu anderen Systemen
Das ist nun für Verschwörungstheorien aller Art das zentrale Thema: Was behaupten andere darüber? Es ist mindestens Pflicht alle diskutierten Erklärungen aufzulisten.
Falls die Theorie zum Beispiel den Erkenntnissen moderner Wissenschaft widerspricht, dann sind zumindest die Mehrzahl der Leute bereit das in Erwägung zu ziehen. Schönes Beispiel von Rincewind:
Wir lesen, dass die Homöopathen eine Kraft/Schwingung/Information behaupten. Im gängigen Modell der Physik ist sowas aber nicht denkbar, sie basiert momentan auf dem Vierkräfte-Modell. Das muss ja nicht stimmen – andererseits lassen sich mit dieser Physik Dinge berechnen, die z.B. einen PC-Prozessor erst möglich machen. Hat die H. hierzu ein alternatives Modell, das funktioniert? Nein. 
 Ein anderes schönes Beispiel ist die sogenannte Phantomzeit-Theorie, die behauptet, Teile des Mittelalters in Europa seien frei erfunden worden. Leider passt so was dann ganz schlecht zu den Ereignissen um Europa herum, denn mindestens die Namen europäischer Herrscher waren auch den Mächten der europäischen Nachbarn bekannt und finden sich in der dortigen Geschichtsschreibung wieder. Das es irgend jemand gelungen sein soll das umfassend über Kulturkreise hinweg zu fälschen erscheint absurd.


Psychologische Aspekte

Hierunter formuliert Rincewind:
Dass wir als Menschen stets stark dazu neigen, das zu glauben, was wir gern möchten, ist offensichtlich. Umso skeptischer sollten wir daher Aussagen prüfen, die uns sehr zusagen. Ein schönes Beispiel dafür ist die These der Hohlerde, in der behauptet wird, wir befänden uns nicht auf einer Kugel, sondern im Inneren, und das Universum und der Rest befände sich im Zentrum dieser Kugel. Es ist gar nicht so leicht, diese These zu widerlegen, mit netten mathematischen Tricks lässt sich auch hier ein Modell schaffen, welches größtenteils funktioniert. Was an diesem Modell aber sehr zweifelhaft ist: Es macht den Menschen wieder zum einzigen zentralen Bestandteil des Universums, nach all den vielen Desillusionierungen und Kränkungen der letzten paar hundert Jahre – inzwischen wissen wir, dass wir in einem relativ unbedeutenden Randbereich unserer Galaxie sitzen – ist diese Vorstellung einfach sehr verlockend, wieder Oberchef zu sein.
Sehr schönes Beispiel mit der Hohlerde.

Einfach, aber falsch

Komplexe Zusammenhänge zu vereinfachen ist ein gängiger Weg um sie schnell Erklären zu können, birgt aber ein gehöriges Problem: Nämlich dann, wenn das Ergebnis der Vereinfachung nicht mit dem der komplexen übereinstimmt. So ist es ein beliebtes Thema bei Personen, die den Klimawandel für Unfug halten, dass ja eine globale Erwärmung vorhergesagt wird, dass wir aber derzeit in Europa eindeutig eine Kältewelle erleben.

Rincewind hierzu:
  Als Faustregel kann man hier sagen: Je komplexer eine Sache, umso wahrscheinlicher sind simple Erklärungen falsch. Gleichzeitig: Je emotionaler ein Thema aufgeladen, umso eher suchen wir nach einfachen Erklärungen, sind wir unfähiger, komplexe Zusammenhänge zu realisieren.



Wer sagt das?
Als weiteres sollte man schauen, wer der Urheber der Behauptungen ist. An sich zählt erstmal das blanke Argument, und nicht, wer es sagt. Trotzdem ist auch hier klar: Es gibt so etwas wie ein Vertrauensvorschuss, der Redaktion eines Wissenschaftsmagazins traut man bei einem wissenschaftlichen Thema einfach mehr, als wenn es irgendwo in der Gelben Presse steht, einem Blinden, der über Farbe spricht, eher vorsichtig begegnen.
Das ist natürlich richtig. Allerdings haben wir es inzwischen mit einer erhöhten Skepsis gegenüber dem gesamten Wissenschaftsbetrieb zu tun. Was die Herren Wissenschaftler da tun ist nun mal für die meisten verdammt schwer nachzuvollziehen. Außerdem hat man uns alle zu mündigen Bürgern erzogen, die nicht alles gleich glauben sollen! Und schon steht ein Wissenschaftler ziemlich im Regen, wenn er dazu dann auch noch nicht mit einem rhetorischen Talent gesegnet ist. 
Interessanterweise scheint es immer mehr so zu sein, dass man zwar bereit ist einem Handwerker sein Fach zuzutrauen, nicht aber einem studierten Menschen, dessen Aussagen noch vor einigen Generationen grundsätzlich Sakrosankt waren.


Qui bono?
Wem nützt es? Diese Frage ist auch stets legitim zu stellen, ist aber mit ganz gefährlichen Hürden ausgestattet. Im politisch/gesellschaftlichen Bereich kommt diese Frage zurecht stets als erstes. Im Bereich der Wissenschaft sollte sie ganz weit hinten kommen. Aus dem einfachen Grund, weil die Welt, die Realität nicht zweckgerichtet agiert. So ist die Tatsache, dass es keine Energie aus dem Nichts gibt, keine Verschwörung der Erdölindustrie, sondern einfach eine physikalische Gegebenheit.
 Ein schönes Beispiel.

Ein bischen viel Zitate, aber ich hoffe noch unter dem Maße geblieben zu sein, der das ganze als Eigenständigen Artikel kennzeichnet. Und ich *hoffe*, das  *ich* mich nicht verheddert habe...

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